Raumpatrouille Orion - Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen schon Realität sein.
Hier ist ein Märchen von übermorgen. Es gibt keine Nationalstaaten mehr, es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum. Menschen siedeln auf fernen Sternen. Der Meeresboden wird als Lebensraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten eilen Raumschiffe durch unser Milchstraßensystem. Eines dieser Raumschiffe ist die Orion. Winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. Begleiten wir die Orion und ihre Besatzung auf ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit und entdecken wir in den nächsten Wochen einen ganz wichtigen und entscheidenden Eckpfeiler in der Karriere von Peter Thomas: Seine Musik für die erfolgreiche TV-Serie „Raumpatrouille Orion“.
Die musikalische Welt von Raumpatrouille Orion
Wir geben Ihnen einen Einblick in die musikalische Welt von Orion, werfen einen Blick hinter die Kulissen der TV-Produktion, stellen Ihnen die Protagonisten vor und erzählen die Geschichte auf eine neue Art und Weise.
Space Patrol Orion läuft derzeit auf Netflix – hier können Sie die Serie noch einmal sehen. Der Rechteinhaber Bavaria Film bereitet ein Reboot vor. „Orion“ ist der schlichte Titel der Gemeinschaftsproduktion von Uncharted Territory und Bavaria Fiction. Die Handlung wird sich an der der Originalserie orientieren, im Vorfeld hatte das renommierte amerikanische Branchenmagazin Variety bereits über die Pläne berichtet.
Doch nun tauchen Sie mit uns ein in die unendlichen Weiten, die Commander McLane und seine Crew entdecken und bei denen sie von der großartigen Musik von Peter Thomas begleitet werden.
Die Musikaufnahmen zur Raumpatrouille
Peter Thomas benötigte nur fünf Tage für die Aufnahmen zur Raumpatrouille. Die finanziellen Mittel waren begrenzt, aber er hatte musikalisch freie Hand. Thomas erinnert sich: „Die Produzenten hatten ein gewisses Budget und sagten: ‚Mach mal was!
Peter Thomas hatte den Ehrgeiz, Musik „vom Mond“ zu machen, d.h. Musik zu komponieren, wie sie in der Zukunft tatsächlich gespielt werden könnte, unter Verwendung der vorhandenen musikalischen und instrumentalen Möglichkeiten. So wurden außer dem Vocoder für den Countdown und der Hammond-Orgel (abgesehen von E-Gitarre und E-Bass) keine elektronischen Instrumente verwendet. Peter Thomas hatte nicht die Absicht, eine symphonische Klangwelt zu schaffen, wie es John Williams für Star Wars tat. Er hatte auch gar nicht die finanziellen Mittel für solche Produktion. Er machte aus der (finanziellen) Not eine Tugend: In schlanken, aber raffinierten Arrangements kombinierte er die Instrumente einer Beat- oder Rockband mit wenigen charakteristischen Orchesterinstrumenten. Als zentrales Instrument, das sich durch die gesamte Komposition zieht, setzte er jedoch die Hammond-Orgel ein, die damals – musikalisch gesehen – noch ein Fremdkörper“ für die breite Öffentlichkeit war. Mit ihren vielfältigen Klangmöglichkeiten und dem schwebenden und vibrierenden Leslie-Sound war sie bestens geeignet, unheimliche, gefährliche oder dramatische Szenen musikalisch zu untermalen. Zugleich passte es ideal in den Bandkontext.
„Ich habe mich damit sehr wohl gefühlt. Es war sehr wichtig, pünktlich fertig zu werden, aber ansonsten hatte ich alle Freiheiten.“ Die Aufnahmen wurden dann in München gemacht, im Bavaria Tonstudio in der Schornstraße. Einer der besten Tontechniker, Hans Endrulat (der später auch die Musik für „Cabaret“ aufgenommen hat), war dabei. Die technischen Möglichkeiten erlaubten damals nur eine Zwei-Spur-Aufnahme (Fachbegriff: „Shoestring“), also musste alles in einem Rutsch aufgenommen werden. Thomas erinnert sich: „Alles wurde live aufgenommen. So wusste ich sofort, wie es klang, und jeder Musiker spielte auch besser. Er durfte keinen Fehler machen. Ein Fehler ist okay, beim zweiten bekommt er eine Verwarnung und beim dritten wird er gefeuert. Mit Angst spielt man besser.“ Oft wurde die Musik direkt zum laufenden Film gespielt.

Austrahlung
„Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ ist die erste und bekannteste deutsche Science-Fiction-Fernsehserie. Sie wurde ab dem 17. September 1966 vierzehntägig samstagabends nach der Tagesschau von der ARD in sieben Teilen ausgestrahlt. Die Serie, die für ihre Zeit immense 480.000 DM pro Folge kostete, entstand als deutsch-französische Koproduktion zwischen dem WDR und dem öffentlich-rechtlichen Sender ORTF (Office de Radiodiffusion Télévision Française), wo sie unter dem Titel „Commando Spatiale“ gezeigt wurde. Obwohl es bei den sieben jeweils einstündigen Folgen blieb, hat die Schwarz-Weiß-Serie seit Jahrzehnten Kultcharakter. Bei der Erstausstrahlung in der ARD erreichte sie Einschaltquoten von bis zu 56% und wurde deshalb oft als Straßenfeger bezeichnet. In Deutschland wurde die Serie mehr als 35 Mal im deutschen Fernsehen und von verschiedenen Regionalsendern wie WDR, NDR Fernsehen, hr-fernsehen und dem damaligen Südwest 3 sowie dem Privatsender Sat.1 wiederholt.
Darüber hinaus gab es in den 1980er und 1990er Jahren spezielle Filmvorführungen, vor allem in Programmkinos, wo die sieben Episoden meist in zwei Durchgängen gezeigt wurden. Im Jahr 2003 wurde die 90-minütige Kompilation Raumpatrouille Orion: Rücksturz ins Kino wurde sogar mit neu gedrehten Szenen bearbeitet, in denen unter anderem die bekannte Schriftstellerin Elke Heidenreich als Nachrichtensprecherin Helma Krap aus der Zukunft berichtete.
TRICKS
Beispielhaft für die Serie ist auch heute noch die Verwendung von Alltagsgegenständen im Inneren des Raumschiffs, wie Bügeleisen, Bleistiftspitzer oder Wasserhähne, die als technische Steuerelemente dienten, während die stark vergrößerten Zierfische des Berliner Aquariums die Kulisse für das Starlight Casino bildeten. Unvergessen ist der Navigationscomputer in Form eines elefantösen Fabergé-Ei. Es ist genau dieser Einfallsreichtum, der der Raumpatrouille Orion bis heute ihren besonderen Charme verleiht.
Schon damals wurde das Orion-Raumschiff als Modell im Bluescreen-Verfahren gedreht. Dieses Verfahren wurde auch für die Szene des Lichtsturms verwendet. Man mag sich darüber amüsieren, dass Reiskörner verstreut wurden, um den Sturm zu simulieren. Aber die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen sehen heute noch überzeugend aus.
Ein wunderbares Beispiel für den damaligen Einfallsreichtum war der Overkill des experimentellen Mondes. Dieser bestand aus einer mit Reis, Kaffee, Mehl und Rosinen gefüllten Gipskugel, die durch ein Hochleistungsgebläse so stark erhitzt wurde, dass die Kugel platzte, auseinandergerissen wurde und die Luftverwirbelungen aus ihrem Inneren den Inhalt herausschleuderten. Auch die Supernova, die aus einer mit Brandpaste überzogenen und in Brand gesetzten Holzkugel bestand, sieht heute noch beeindruckend aus.
Ein absolutes Highlight ist natürlich der Start der Orion. Ein auf einem Brett befestigtes Foto der Orion wurde kopfüber in einen mit Wasser und einer Brausetablette gefüllten Glasbehälter getaucht und gefilmt. Die sprudelnden Luftblasen der Tabletten stellten visuell den Start aus der Unterwasserbasis 104 dar. Beim Einflug in die Startbasis 104 wurde die Startszene einfach rückwärts abgespielt, wodurch der rückwärts drehende Strudel entstand.
Der Strudel, aus dem die Orion aufsteigt, wird oft als Badewannenfluss bezeichnet, was jedoch nicht korrekt ist. Tatsächlich wurden die Bilder des Strudels in der Versuchsanstalt für Wasserdynamik der Technischen Universität München aufgenommen. Die Wasserkräuselungen wurden mit Hilfe von Ventilatoren erzeugt.
Galyxo – Tanz auf dem Meeresboden
Auf dem Meeresboden, den die Menschen im Jahr 3000 als Lebensraum erschlossen haben, liegt das Starlight Casino, eine futuristische Bar, durch deren Glaskuppel man vorbeischwimmende Fische beobachten kann. Hier erholten sich McLane und seine Crew von ihrer Arbeit als Raumpatrouilleure und feierten erfolgreich bestandene Abenteuer. Sie amüsierten sich, entspannten sich, redeten miteinander, lachten zusammen und flirteten. Bei seltenen Gelegenheiten wurden dort auch Meinungsverschiedenheiten beigelegt.
Auf der Tanzfläche schwangen die Menschen nach wundersamen Choreografien das Tanzbein zum Galyxo-Tanz. Für die Szenen im Starlight Casino komponierte Peter Thomas zwei Stücke, „Ballet“ und „Piccicato in Heaven“, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber eines gemeinsam haben: eine futuristische Fremdartigkeit. Tanz- und Unterhaltungsmusik der Zukunft war im Starlight Casino zu hören. Für die Tanzszenen musste Peter Thomas die Musik vor den Dreharbeiten liefern, da das Ballett die Stücke vorher einstudieren musste. Die ausgefallenen Tanzfiguren der futuristischen Modetänze wurden von dem Choreographen William Miliè entwickelt.
Die Musikstücke für Starlight Casino können somit als die originellsten und futuristischsten Stücke der Space Patrol angesehen werden, alle anderen Stücke wurden erst nach den Dreharbeiten fertiggestellt. Auch der Tanz Galyxo wurde erst nachträglich für „Raumpatrouille Orion“ so benannt: Rücksturz ins Kino“.
Cover Versionen & Samples
Heute gibt es allein vom Titelsong von „Raumpatrouille“ mehr als 50 Coverversionen, (u.a. Helge Schneider, The Beatsteaks, The Mocambo Astronautic Sound Orchestra und viele mehr. Fast alle Musikgenres sind vertreten.
Darüber hinaus wurde die Titelmelodie auch von DJ Spinna, Swollen Members und Too Strong gesampelt.